Donnerstag, 23. Januar 2014

Urlaubsblog I - Christmas in Paradise

Liebe Follower,

"besser spät als nie", heißt es doch so schön. In diesem Sinne wünsche ich euch zunächst einmal ein frohes und gesundes neues Jahr 2014! Ich hoffe, dass ihr alle gut reingerutscht seid und ein glückliches Weihnachten feiern konntet - mit der ganzen Familie.
Letzteres musste bei mir dieses Jahr leider ausfallen; aber der Reihe nach...

Die Mehrheit der in Indien lebenden VIA-Freiwilligen kam zu dem Entschluss, Weihnachten gemeinsam und an den Stränden Goas zu zelebrieren. Dies war - soviel sei vorweggenommen - ein sehr bis verdammt guter Entschluss! Am 20. Dezember sollte es also los gehen: ich fuhr zusammen mit Markus und Lisa am frühen Morgen mit der Rikscha (wie könnte es anders sein) zum Airport. Endlich mal wieder raus aus dem (sau)kalten Dampfkocher Delhi. Man sah zu dieser Zeit tatsächlich die Hand vor Augen nicht und wir fragten uns sogar, ob die Flugzeuge denn überhaupt starten könnten. Ja. Allerdings erst nach ca. 1 1/2 Stunden Verspätung, nachdem sich der Nebel etwas gelichtet hatte.
Während wir mit der Kiste immer höher stiegen, die Luft immer klarer und der Himmel immer blauer wurde, sahen wir hinunter zu dem Ort, der zu dem Zeitpunkt für bereits 3 1/2 Monate unsere Heimat geworden war. Wir erkannten nur einen einziger Schleier zusammengesetzt aus Nebel, Staub, Smog und Rauch, der sich wie ein kranker Ektoparasit über Delhi ausbreitete und gar nicht erst darüber nachdachte zu verschwinden.
Jedenfalls ging es, nach dem Verspeisen einer 5-Minuten-Nudel-Terrine im Flieger (auch noch nicht gehabt) weiter Richtung Dabolim Airport in Goa. Dort angekommen erfreuten wir uns erst einmal an der frischen Luft und natürlich den angenehmen, maritimen Temperaturen um die 27°. Ein Traum!

Dann ging es mit dem Taxi vom Flughafen nach Palolem, Südgoa.
Anstatt die Hauptstraße entlang zu fahren, wollte unser Taxifahrer uns etwas mehr die "local places" zeigen, und so fuhren wir kreuz und quer durch kleine Dörfer, auf schmalen Straßen, an Reisfeldern vorbei, durchgehend unter dem Schatten von Palmen. Es. War. Der. Hammer.
Eine einfach unglaublich schöne Landschaft. Der Taxifahrer war sowieso der beste Mann: Er fragte mich, als er mal wieder am Telefon hing, ob ich denn nicht mal Lust hätte zu fahren. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und so fuhr ich ein paar Kilometer durch die wunderschöne Gegend. Selbstverständlich total vorsichtig - die Angst der anderen Insassen war dementsprechend total unberechtigt.

Angekommen in Palolem bezogen wir erstmal unsere Hütten, die, groß, geräumig und mit einem Bad und einem herrlichen Ehebett ausgestattet
waren und unter Palmen gemeinsam ein kleines idyllisches Dorf bildeten. "Herrlich", dachte ich mir und sollte Recht behalten. Nach einem langen Flug und den vielen Tagen im kalten, verdreckten Delhi wollten wir natürlich zunächst nur eine Sache tun: Ab an beach! Dort badeten wir im übertrieben angenehmen Arabischen Meer (26°, kein Witz!) beim Sonnenuntergang, ehe wir mit knapp 16 Leuten direkt am Strand mit Sand unter den Füßen dinieren sollten. Was für ein herrlicher erster Tag!

Die nächsten Tage sollten daraus bestehen die (aller)schönsten Strände und Buchten zu erkunden (ob zu Fuß oder mit gemieteten Rollern ("Was keine Lizenz dabei? Aaah, macht nix")), Lassies, Früchte und westliches Essen zu genießen und einfach die Seele baumeln zu lassen. Nach den wahnsinnig interessanten aber auch teilweise zermürbenden Monaten in Delhi genau das richtige! Abends nach dem Dinner genehmigt man sich noch so das ein oder andere Bierchen, entfacht ein Lagerfeuer, geht Nachtbaden, chillt in einer Strandbar, in der man mit mehreren Leuten häufig eine Cocktail-Happy-Hour erschleichen konnte oder betrachtet ehrfürchtig den erstaunlich klaren Sternenhimmel - so stelle ich mir das Paradies vor.

Heiligabend war mit dem eines traditionellen 24. nicht die Möhre vergleichbar. Nicht nur die Temperatur über 27° (statt Minus) oder der Geruch nach Palmen und Kokosnuss, statt nach Tanne und Wallnuss, sondern auch der Tagesablauf sah ganz anders aus:
Wir besorgten uns zunächst Angelschnüre und fragten in den Küchen der Strandbars nach alten Fischresten.. Mit einem halben Tintenfisch und kleinen Fischköpfen in Zeitungspapier eingewickelt bewaffneten wir uns noch jeweils mit einer Angelrute und wanderten zu "unserer" einsamen Bucht, wo wir den 24. auf einem Felsen sitzend, mit der Angelrute im Wasser hängend und einem Budweiser in der Hand haltend verbringen sollten. Halleluja! Auch, wenn wir außer ein paar (großen) Krabben nichts am Haken hatten, so war es trotzdem sehr festlich. Die salzige Meeresbrise, die Möwen, Fischerboote, Palmen, der Strand, der Horizont und die Wellen ließen mein norddeutsches Herz höher schlagen.
Abends saßen wir dann alle zusammen bei unser Gastgeberin und haben unser Christmas-Dinner zelebriert. Unsere Gastgeberin 'Louise' ist eine Australierin, die vor 25 Jahren nach Goa gekommen war, dort einen Tibeter kennen und lieben lernte und seitdem hier geblieben ist.  Schön, dass es solche Märchen noch gibt. Mit ihm zusammen ist sie Inhaberin der "Tempel Garden Cottages" (http://www.templegardencottages.com/), in denen wir für eine Woche hausieren durften. In Goa bzw. Südgoa arbeiten übrigens sehr viele, wenn nicht ausschließlich Tibeter. Uns wurde erzählt, dass Tibeter bekannt für ein gutes Händchen in der Gastronomiebranche seien und so, als Goa für den Tourismus geöffnet werden sollte, als eine Art "Wanderarbeiter" aus dem kalten Tibet nach Goa geholt worden waren.. Aber zurück zum Essen:
Das Dinner bestand entweder aus gegrilltem Chicken oder Fisch (yeeeeaaah, endlich wieder Fisch!!!) mit vegetarischen Spießen und/oder Kortoffel- bzw. grünem gemischten Salat. Sehr, sehr lecker!
Obwohl wir jegliche Weihnachtslieder sangen, die je geschrieben wurden, Weihnachtsmützen aufhatten und Punsch tranken, kam ich einfach nicht in Weihnachtsstimmung. Dies mochte an den FlipFlops liegen, welche in Kombination mit der Weihnachtsmütze schon etwas paradox erschienen, oder aber an der Tatsache, dass wir im T-Shirt unter Palmenblättern saßen, im Schneidersitz aßen und ich nicht meine Familie um mich herum hatte.
Das alles machte aber nichts; Weihnachten hin oder her - die Stimmung war gut. Außerdem sind die anderen Freiwilligen innerhalb der letzten 4 1/2 Monate ja bereits zu so etwas wie meiner Familie geworden. Von daher hatten wir einen sehr schönen, festlichen Abend, welchen wir auf einer Strandparty und Palmenblättern, mit DJ, Hängematten und (natürlich) direkt am Strand ausklingen ließen. Ein sehr schöner Abend!

Das Ehebett mit eigenem Mückennetz 
Unsere schöne Terrasse 

Kuh frisst Handtuch
...

sooo typisch indisch



Mütter Teresa am Strand 

               
 
Ein Dorffest aufm Weg zu den Bungalows 
Unsere "Hausbucht" mit Fischerbooten & Hund






25m von unseren Bungalows entfernt 

So sahen die Hütten aus 




Ein "Affentempel" mitten im Dschungel 


Reisfeld 

Wir ganz alleine am riesigen Turtle Beach 


Selbstauslöser, aber keiner guckt :D



Ich tue so, als ob ich lese

Der Ausblick beim Frühstück. Die Kiddies fischen

Miese Rollergang
Palolem Beach 

Das war unsere geheime Bucht an Heiligabend 

Los, lass uns Weihnachten feiern! 


Mr. Crabs
Die Christmastruppe

Hallelujah! 












Palolem Beach am Tag: ziemlich busy!
Romantik pur!







Am 27. ging es mit Markus und Malte (M'n'M) ab in den Norden, den wir auch noch einmal auskundschaften wollten. Generell sagt man, ist der Norden Goas für die Partys (u.a. auch die berühmt berüchtigten "Goa-Rave-Partys") zuständig, im Süden findet eher das entspannte Strandleben statt, mit in der Hängematte unter Palmen liegen, Delfine beobachten oder Angeln gehen, eben all das was wir innerhalb der letzten unglaublichen Woche gemacht und erlebt hatten. Nun wollten wir aber auch einmal gucken, ob der Norden auch alles hält, was er verspricht.

Wir watschelten also ohne jeglichen Plan zur nächsten Busstation, in der Hoffnung irgendwie gen Norden zu kommen. Dies war natürlich - typisch indisch - überhaupt kein Problem. Ehrlich nicht. Zack saßen wir im Bus und waren eine Stunde später bereits in Panjim, der Hauptstadt Goas, wo wir eine Nacht blieben und deutsche Freunde von Markus trafen, mit denen wir ein bisschen die "wahrscheinlich [...] schönste Hauptstadt Indiens", wie es der Lonely Planet beschreibt, erkundeten. Der "Lonely" sollte mal wieder Recht behalten. Der portugiesisch-/europäische Touch, interessante Architektur und eine schöne Promenade an der Hafenstadt mit tausenden Palmen formen Panjim zu einer pulsierenden "Kleinstadt" im Herzen Goas, wo es sich auf jeden Fall lohnt mal vorbeizuschauen. Zum Feiern ist übrigens die 'Down The Road'-Bar zu empfehlen...

Am Nächsten Tag sollte es los gehen nach Candolim, einer der "berühmten" Nordstrände Goas. Dort angekommen bot sich uns ein ganz anderes, massentrouristische Bild Goas, als wie wir es vom ruhigen, paradiesischen Palolem aus gekannt hatten: Laute Musik, kleine Strandbars so eng beieinander liegend, dass die Musik aus der einen Strandbar beim Nachbar gut zu hören war, Pöbelnde Trunkenbolde und überall Russlandfahnen. Am Strand waren tatsächlich fast ausschließlich Russen, was natürlich kein Problem, sondern einfach nur ungewohnt war, nachdem wir fast ausschließlich im Bus neben Indern saßen, durch indische Dörfer fuhren und in indischen Restaurants etwas aßen. Mit puren Schlücken aus Vodkaflaschen direkt neben den Strandliegen stehend, sollten so einige Klischees bestätigt werden.
Nichtsdestotrotz genossen wir den Tag am Strand mit Sonne, noch mehr Sonne und der herrlichen Brandung und entschieden uns, diese Nacht am Strand zu verbringen. Da alle Partyanimals bereits morgens um 10 mit dem Trinken angefangen hatten, war der Strand nachts gegen 1 Uhr vollkommen leergefegt und so konnten wir uns auf eine der zahlreichen Strandliegen legen, solange wir dem Barinhaber versprachen, am nächsten Morgen einen Kaffe bei ihm zu trinken. Das Rauschen des Meeres und das Brechen der Wellen unter dem klaren Sternenhimmel machte es uns leicht sanft einzuschlafen. Nach dem versprochenem Kaffe am nächsten morgen, entschieden wir einen weiteren  Strand im Norden zu besichtigen: Arambol Beach.

Arambol Beach ist der perfekte Ort für Menschen aus allen Herrenländern, die mal eine Auszeit nehmen wollen: Extreeem entspannte Cafés, breite Sandstrände, Massage- und Yogaschulen bzw. Praxen, jede Menge Livemusik von umherreisenden Travellern, die ihre Gitarre dabei hatten und mal zeigen wollten, was sie so drauf haben, tolle Gewürzstände, süßlicher Geruch an jeder Straßenecke und unzählige Hippieläden, die alles im Angebot haben, was das Hippieherz begehrt, sorgen dafür, dass der ein oder andere alternative Weltverbesserer seit mehreren Jahren an diesen Ort einfach nicht verlassen konnte. Zwei ältere, grinsende Herren mit knöchellangen Dreadlocks, drei Zähnen im Mund und Bärten bis zum Knie, die auf einem Roller gen Strand brausen, nackte Strandspaziergänger beim Sonnenuntergang und Jugendliche, die für Stunden auf blinkende Leuchtreklame starren, als würden sie den Blinkenden LED-Leucthen zuhören, gehören hier eindeutig zum Stadtbild. Achja, ein Mann kam direkt auf uns zu getorkelt und erklärte uns mit behaupteter Stimme, er sei Gandhi. Trotz der Nickelbrille mit den Runden Gläsern, die Gandhi auch immer aufhatte, fiel es uns schwer das zu glauben.
Nachdem wir abends nur am Strand saßen und uns über die ein oder anderen Möchtegernhippies amüsieren hatten, ging es morgens nach einem laaaangen Frühstück (die Yoga-Zen-Entspannungsmukke im Café machte es uns schwer aus den verdammt bequemen Sesseln im Sand wieder hochzukommen) mit dem Bus wieder zurück nach Panjim, von wo aus wir Goa in Richtung Kerala verlassen sollten.

Goa ist zwar der kleinste, aber dafür sicherlich auch einer der vielseitigsten Bundesstaaten Indiens. Nachdem wir nun auch einen kleinen Abstecher im Norden gemacht hatten, wo der Massentourismus eindeutig die Überhand übernommen hat, können wir sagen, dass wir mit Palolem, in Südgoa, definitiv den richtigen Ort für ein besinnliches Weihnachtsfest und einen erholsamen Urlaub ausgewählt hatten. Hoffentlich lässt Palolem Beach keine maßgeblichen Veränderungen seitens des aufkommenden Massentourismus zu und bleibt auf diese Wiese weiterhin das kleine idyllische Paradies im Süden - so, wie wir es kennen gelernt haben.

Mal sehen was Kerala so zu bieten hat...


Fortsetzung folgt!


Euer Jonas


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